MAHNENDE ERINNERUNG

27.07.24 – 22.09.2024

Tisa-Archiv Dorsten

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde,

hiermit laden wir Sie, Ihre Familien und Freund:innen herzlich zu einem Besuch der Ausstellung MAHNENDE ERINNERUNG im TISA-Archiv auf dem ehemaligen Zechengelände Fürst Leopold in Dorsten-Hervest ein.

Die deutsche Nachkriegsgeschichte ist durch eine intensive Erinnerungskultur geprägt. Sie gilt deshalb auch als Indikator für eine offene und demokratische gesellschaftliche Entwicklung. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt in Kooperation mit der Tisa-Stiftung und der Stadt Dorsten die Wanderausstellung MAHNENDE ERINNERUNG, Fotografien und Texte von Dieter Blase zu Mahn- und Gedenkorten in Nordrhein-Westfalen, ergänzt um Werke und Worte des Widerstands von Tisa von der Schulenburg.

Erinnern, um zu mahnen

 

Dieter Blase (1953-2023) studierte von 1976 bis 1980 Grafik- und Fotodesign bei Heinrich Riebesehl in Hannover. Seit 1998 arbeitete er als freier Künstler und war an zahlreichen Ausstellungsprojekten im In- und Ausland beteiligt. Der kürzlich verstorbene Münsterländer Fotograf lenkt mit seinen Fotografien den Blick auf zahlreiche Erinnerungsorte in Nordrhein-Westfalen und „regt zum Nachdenken über die Gegenwart und Zukunft der Erinnerung an“.

Die im Stil der Neuen Sachlichkeit gehaltenen Bilder interessieren sich für Details und Strukturen und werfen einen nüchternen Blick auf die Gegenwart der Erinnerungsorte. Gerade dadurch schaffen sie einen Kontrast zu dem oft schrecklichen historischen Geschehen. Die Betrachtenden sind eingeladen, diesem Blick zu folgen und den eigenen Umgang mit der Vergangenheit kritisch zu hinterfragen.

Fotos: ©Dieter Blase, bereitgestellt vom Landesverband Westfalen-Lippe:
https://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=58484

„Ich kann nicht schweigen.“

 

Tisa von der Schulenburg war nicht nur eine herausragende Künstlerin und Ordensschwester, sondern widmete ihr Werk als künstlerisch engagierte Aktivistin vor allem den Armen, Kranken und Leidenden. Geboren in eine adelige, dem NS-Regime zugewandte Familie, absolvierte sie als Elisabeth Gräfin von der Schulenburg ein Kunststudium in Berlin. Hier lernte sie Ihren späteren jüdischen Ehemann Fritz Hess kennen, in dessen Haus u.a. Brecht, Remarque, die beiden Zweigs, Heinrich Mann und Zuckmayer verkehrten.

1934 emigrierte sie nach England und ihr bisheriges Leben nahm eine entscheidende Wendung. Sie schloss sie sich der antifaschistischen Künstlergruppe Artists International Association an, die sich unter anderem dafür einsetzte, die Kluft zwischen Arbeitern und Künstlern zu verringern. Besonders prägend war Tisas Begegnung mit dem Bildhauer Henry Moore, der ihr künstlerisch wertvolle Anregungen gab und sie dazu brachte, ihre eigenen Grenzen zu erkennen. Diese Selbsterkenntnis führte sie zu einem radikalen Entschluss:

„Der mittelmäßige Künstler soll sich zerschmettern lassen.
Sich einsetzen, sich aufgeben. Sprungbrett sein für andere.“

Zeitlebens war Ihr künstlerisches Schaffen von einem tiefen sozialen Engagement geprägt. Tisa dokumentierte das Leid der Bergarbeiter, die Massenarbeitslosigkeit, die Judenverfolgung unter Hitler und das Schicksal der Unterdrückten und Verfolgten weltweit. Der 20. Juli als Symbol eines gescheiterten Kampfes gegen Unterdrückung, Massenmord und Krieg und der Tod ihres geliebten Bruders „Fritzi“ werden Tisas Leben und ihre Kunst fortan tief beeinflussen. Ihre Werke machen das Leid der Menschen nahbar und präsent, sodass es auch für nachfolgende Generationen nicht in Vergessenheit gerät. Tisa lebte und arbeitete viele Jahrzehnte im Dorstener Ursulinenkloster, wo sie ihr Werk schuf, welches in seiner Sammlung im Tisa-Archiv bewahrt wird. Ihre Kunst und ihre Botschaft sind heute aktueller denn je und erinnern uns daran, den Mut zu haben, solidarisch zu sein und gegen das Unrecht zu sprechen.

Tisa war und ist Widerstand, ihr Werk bildet eine thematische und künstlerische Kongruenz zu den Fotografien von Dieter Blase und dessen Begleittexten. Mit der ergänzenden Ausstellung wenden wir uns solchen Zeichnungen, Skulpturen und Dokumenten zu, die eben diese Themen umfassen und eine Brücke der Erinnerung, des Innehaltens zwischen der Vergangenheit und Gegenwart schlagen.

Die Ausstellung ist ab dem 27. Juli 2024 bis einschließlich Sonntag, 22. September 2024
im Tisa-Archiv zu sehen.

 

Öffnungszeiten:

donnerstags & freitags 14:00 – 18:00 Uhr,
samstags & sonntags 10:00 – 14:00 Uhr

Besuche und Führungen können auch individuell nach vorheriger Terminabsprache vereinbart werden. Kontakt für Anfragen: telefonisch unter 02362-6057860 oder per Mail.