Aussatz
Tisa von der Schulenburg zeichnete ihre Interpretation der Kriege der Neuzeit in Biafra, Vietnam oder im Nahen Osten. Lepra-Kranke in Äthiopien, Kinder in den Slums dieser Welt, Hungernde und Verhungerte – Menschen in großer Not.
Tisa von der Schulenburg zeichnete ihre Interpretation der Kriege der Neuzeit in Biafra, Vietnam oder im Nahen Osten. Lepra-Kranke in Äthiopien, Kinder in den Slums dieser Welt, Hungernde und Verhungerte – Menschen in großer Not.
1968/69 besucht Tisa von der Schulenburg / Schwester Paula eine Lepra-Station in Äthiopien. Es entsteht neben einem kleinen Buch mit handgeschriebenen Erinnerungen und Zeichnungen ein Mappenwerk „Äthiopisches Tagebuch“ mit 11 Federzeichnungen.
“Erdfarben die Tücher. Dunkelgebeizt die Gesichter. Erblindete Augen, zerfressene Gesichter, verkrüppelte Glieder. Sie gehen vor, sie wenden sich zurück, allen voran die Jungens, die auf die Grabsteine klettern, um uns besser zu sehen. Man zeigt mir den leprösen Priester, die verkrüppelte Alte, die zerborstene Hütte, die entsetzlichen Wunden, in denen Fliegen krabbeln. Lebhaftes Gerede. Töne, die ich nicht verstehe. Sie sprechen auf Sw. Gabriel ein.”
“In einer kleinen Aussenambulanz, einer Wellblechbude, sitzen die Mütter mit ihren Kindern und warten auf die Behandlung. Sorgfältig hüllt die junge Mutter das Kind in die grau-braunen Lumpen. Junge Männer mit schwärenden Fußwunden, alte Frauen mit erblindeten Augen, der alte Mann mit dem Stock, sie alle sitzen dicht gedrängt in Stille und warten. Keine Bitterkeit, keine Unruhe, Gelassenheit, Frieden.”
“Tisa hat die Notleidenden der Dritten Welt gezeichnet, die Hungernden in Biafra, in der Sahel-Zone und in Bangladesch. Das Thema von Mutter und Kind gerät unter ihrer Feder zur Anklage. Hohlwangige Frauen, Verzweiflung oder Resignation im Blick, mit ihren Kindern. Die Brust scheint leer zu sein, die dem Kleinkind gereicht wird, dessen Körper zum Skelett abgemagert ist und das den Kopf eines Greises hat.”
Glück auf, Schwester Paula.
Bei den streikenden Bergarbeitern in England 1936/37 findet Tisa von der Schulenburg zu ihrem Thema und ihrem Stil: die Anteilnahme am harten Schicksal von Menschen. Die Kumpel des Ruhrbergbaus nennt sie “ihre dunklen Brüder”.
„Ich kann nicht schweigen.“
Tisa von der Schulenburg setzte sich explizit mit den NS-Gräueltaten, insbesondere in den Konzentrationslagern auseinander. Ihre Werke sind Verbildlichung dessen, was „Menschen dem Menschen antun können“.
„So leicht wirft man seine Heimat nicht hinter sich.“
Im Nachkriegschaos hielt Tisa fest, “was ihr durch Kopf und Herz in die Hand fuhr, mit dem Tuschpinsel aus der Hand aufs Papier, Zufallspapier, wie es ihr gerade zufiel oder gar zuwehte, Reste, Packpapier, Tüten;”
Immer, wenn sie von Leid und Elend anderer Menschen erfuhr, verarbeitete sie die Eindrücke in Bildern oder Plastiken – so entstanden Bilder über den Hunger in Biafra, über politisch Verfolgte in Chile und den Vietnamkrieg.
Tisa von der Schulenburg zeichnete ihre Interpretation der Kriege der Neuzeit in Biafra, Vietnam oder im Nahen Osten. Lepra-Kranke in Äthiopien, Kinder in den Slums dieser Welt, Hungernde und Verhungerte – Menschen in großer Not.