Flucht

 

„So leicht wirft man seine Heimat nicht hinter sich.“
Im Nachkriegschaos hielt Tisa fest, “was ihr durch Kopf und Herz in die Hand fuhr, mit dem Tuschpinsel aus der Hand aufs Papier, Zufallspapier, wie es ihr gerade zufiel oder gar zuwehte, Reste, Packpapier, Tüten;”

“Die Straßen von Lübeck waren voll von Heimkehrern und Flüchtlingen. Ich stand mit meinem kleinen Zeichenblock auf der Straße und zeichnete. Wie sah es in dem großen Bunker aus, in dem Hunderte von Flüchtlingen lebten? Ich ging mehrmals hin. Feuchte Kälte. Roher Zement. Jeder Raum zum Flur hin offen. Es gab keine Türen.”

 

Tisa von der Schulenburg

“Im Wartesaal, auf dem Bahnsteig, in der Unterführung, überall lagen sie herum und schliefen in einer Haltung des totalen Abandon – der Verlassenheit, eines seltsamen Ausgelöschtseins. Der Schlaf der Verzweiflung, nicht der Ruhe.”

 

Tisa von der Schulenburg

“In Hannover lag an einem Regentag in der Unterführung im schwarzen Matsch ein Heimkehrer, in zerlumpten Hosen und wattierter gesteppter Jacke, mit dem geschorenen Kopf, Bild unserer Verlorenheit. Er schlief.”

 

Tisa von der Schulenburg

“Diese Zeichnungen, knapp, treffend, sind nicht im Atelier entstanden, unterwegs im Nachkriegschaos hat die Autorin festgehalten, was ihr durch Kopf und Herz in die Hand fuhr, mit dem Tuschpinsel aus der Hand aufs Papier, Zufallspapier, wie es ihr gerade zufiel oder gar zuwehte, Reste, Packpapier, Tüten; es war das der Zeit angemessene Material. Papier war knapp, es war armes Papier in einer armen Zeit, und was auf diesem Zufallspapier, unterwegs in einem alten Wehrmachtsfunkanhänger, festgehalten wurde, hat sich als überraschend dauerhaft erwiesen.”

 

Heinrich Böll

“Kunsthistoriker werden sich fragen, woher die Autorin kommt: Barlach, Kollwitz, Moore? Das mag interessant sein, wichtig ist es nicht: hier ist die Zeit getroffen, deutsche Nachkriegszeit, und es fragt sich, ob Barlach oder die Kollwitz sie so hätten treffen können. Die Frage, die die Autorin stellt: ‚Was ist aus uns geworden?‘, stellt sich jedem, der aus dieser Zeit in unsere Gegenwart überlebt hat.”

 

Heinrich Böll

Bergleute

Glück auf, Schwester Paula.
Bei den streikenden Bergarbeitern in England 1936/37 findet Tisa von der Schulenburg zu ihrem Thema und ihrem Stil: die Anteilnahme am harten Schicksal von Menschen. Die Kumpel des Ruhrbergbaus nennt sie “ihre dunklen Brüder”.

Holocaust

„Ich kann nicht schweigen.“
Tisa von der Schulenburg setzte sich explizit mit den NS-Gräueltaten, insbesondere in den Konzentrationslagern auseinander. Ihre Werke sind Verbildlichung dessen, was „Menschen dem Menschen antun können“.

Flucht

„So leicht wirft man seine Heimat nicht hinter sich.“
Im Nachkriegschaos hielt Tisa fest, “was ihr durch Kopf und Herz in die Hand fuhr, mit dem Tuschpinsel aus der Hand aufs Papier, Zufallspapier, wie es ihr gerade zufiel oder gar zuwehte, Reste, Packpapier, Tüten;”

Vietnam

Immer, wenn sie von Leid und Elend anderer Menschen erfuhr, verarbeitete sie die Eindrücke in Bildern oder Plastiken – so entstanden Bilder über den Hunger in Biafra, über politisch Verfolgte in Chile und den Vietnamkrieg.

Aussatz

Tisa von der Schulenburg zeichnete ihre Interpretation der Kriege der Neuzeit in Biafra, Vietnam oder im Nahen Osten. Lepra-Kranke in Äthiopien, Kinder in den Slums dieser Welt, Hungernde und Verhungerte – Menschen in großer Not.