1959 geboren in Mannheim
1980 – 1986 Studium der Malerei bei Prof. Klaus Arnold, Kunstakademie Karlsruhe
1986 – 1988 Studium der Malerei bei Prof. Markus Lüpertz, Kunstakademie Düsseldorf
1987/88 Meisterschüler
1988/89 DAAD-Stipendium London
1990 Artist Group D.A.R.M. Reinhold Braun, Arnim Tölke and Matthias Köster
Jury 1997
Prof. Wolfgang Schmitz, Wuppertal
Dr. Ulrich Schumacher, Quadrat Bottrop
Graziella Drössler, Malerin, Düsseldorf
Jörg Loskill, Kulturredakteur WAZ Essen
Prof. Dr. Ferdinand Ullrich, Kunsthalle Recklinghausen
Eine Arbeitslampe, ein Schutzhelm
und eine Lore
Seemanns Arbeit hebt sich von Sozialträumereien und neoromantischen Tendenzen ab, ohne sich in Modernismen zu verlieren. Er meint den Kumpel und dessen Welt, wenn er diese zeichenhaften Motive malt. Er distanziert sich von Tisas Schaffen und findet doch einen eigenen, individuellen Weg, Industrie und ihre Veränderungen thematisch zu bewältigen.
Er schafft plastische Chiffren aus dem bergmännischen Alltag. Ohne Schnörkel, ohne Ornament, ohne Nebensächlichkeit. In der Banalität des gemalten und verfremdeten Objekts zeigt sich die Geschichte der Männer vor der Kohle. Seemann bezeugt mit seinen eindringlichen „Seh-Stücken“ Respekt – vor der Arbeit, vor den Bergleuten, vor dem Milieu im Revier. Und schließlich auch vor Tisa von der Schulenburg und ihrem sozialpolitischen und künstlerischen Anliegen, das Gesicht des Menschen immer wieder in seinen Facetten auszuleuchten.
Text: Jörg Loskill, WAZ Essen
Ausstellung „Dag Seemann“ ©1997
Bergwerk Fürst-Leopold/Wulfen
Gleichberechtigung von glorioser Vergangenheit und sukzessivem Verschwinden
Auf seinen neuesten Bildern haben die Dinge die Arbeit bereits hinter sich: der Flug ist beendet, die Erde hat sie wieder. Die motivische Basis bilden fotografische Aufnahmen von Maschinenresten aus aufgegebenen kanadischen Erzgruben. Aber das ist marginal: geht es doch bei der Arbeit von Dag Seemann um Malerei anhand gewählter Themen und nicht um die Abbildung von ausgesuchten Objekten. (…) Das Spiel der Malerei findet dabei nicht im dunklen Inneren der Maschine statt, sondern auf ihrer Oberfläche, im Spiel ihrer Farbflächen; und das Auge kann sich in die Flächen hinein und durch sie hindurcharbeiten.
So besiegt die organische Intuition des malerischen Sehens die technische Begrenztheit des rationalen Blicks. Die freie Malerei überwindet die begrenzte Maschine durch Okkupation – aber die Verwandlung gelingt nicht ganz, denn auch die tote Maschine besetzt noch den Raum, den sie ausfüllt. Das ist der Anteil des Realismus im Surrealismus der Parallelwelten des Dag Seemann.
Text: Jürgen Schmarsow