„Wir feiern Maloche“ – ein Tag im Tisa-Archiv Dorsten am 11.September 2022

Die drei Zechen in Holsterhausen, Hervest und Wulfen haben Dorsten über Jahrzehnte geprägt. Der Bergbau hat mit den Siedlungen und dem Industriedenkmal Fürst Leopold seine sichtbaren Spuren hinterlassen. Weniger bekannt ist, dass auch tausende jüdische Männer und auch Frauen im Ruhrgebiet im Bergbau tätig waren. Viele waren Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihren nicht-jüdischen Landsleuten vor allem aus Polen, später aus Russland hierhergekommen. Nicht umsonst entstammt der Begriff „Maloche“, den wir so stark mit dem Ruhrgebiet verbinden, dem Jiddischen.

Ausgehend von der Geschichte in Dorsten und im Ruhrgebiet werden der Bergbauverein, das Jüdische Museum Westfalen und die Tisa von der Schulenburg-Stiftung am 11. September die Arbeit feiern. Dabei werden nicht nur die traditionellen Arbeitsweisen, sondern auch die Gefahren körperlicher Arbeit, der schwere Arbeitsalltag und der Arbeitskampf in der Geschichte und bis heute lebendig werden.

Am Vormittag werden Besucher*innen Gelegenheit haben, an Führungen in und um die Zeche und die Kolonie Fürst Leopold teilzunehmen.

Parallel dazu öffnet das Tisa von der Schulenburg-Archiv seine Türen, wo Frühwerke Tisas aus dem Nordengland zu sehen sein werden.

Die Künstlerin Tisa von der Schulenburg findet 1936/37 bei den streikenden Bergarbeitern in England zu ihrem Thema und ihrem Stil: die Anteilnahme am harten Schicksal von Menschen. Die Kumpel des Ruhrbergbaus nennt sie “ihre dunklen Brüder”.

Ohne ihren damaligen Vortrag in England „Der Arbeiter und seine Kunst“, den Auftrag, diesen zu halten, wäre Tisa von der Schulenburg nicht in die Grafschaft Durham gefahren, hätte dort keine Bekanntschaft mit dem Bergbau gemacht, Wissen über den Bergbau erhalten und die Liebe zum Bergbau entwickelt. Sie hätte 1947 nicht den Auftrag der Zeitung „Die Welt“ für einen Bericht über den Ruhrgebietsbergbau erhalten und wäre nicht nach Dorsten gekommen. Tisas zweite Lebenshälfte wäre wahrscheinlich komplett anders verlaufen.

Das Programm am 11.09.2022 im Tisa-Archiv

11.00 Uhr       Texte aus der Zeit „Grafschaft Durham- Welt der Bergarbeiter“, gelesen von Simone Röbern aus Bochum. Das Tisa-Archiv lädt ein zu einer Lesung mit biografischen Texten der Dorstener Ehrenbürgerin Tisa von der Schulenburg über ihre Zeit in den 1930er Jahren im nordenglischen Bergbaugebiet und zum anschließenden Ausstellungsbesuch, in welcher Frühwerke Tisa von der Schulenburgs aus dieser Zeit gezeigt werden.

12.00 – 14.00 Uhr    Kinder erhalten die Möglichkeit, einen kleinen Tisa-Bergwerk-Quiz zu lösen und eine einfache Kohlenlore zu basteln.

16.00 Uhr – Ein Vortrag von Dr. Joseph L. Heid über die Juden*Jüdinnen im Ruhrbergbau

17.30 Uhr – Ein Konzert mit Isabel Frey (Wien), die traditionelle und neue Arbeiter- und Protestlieder auf Jiddisch singt.

Um Anmeldung wird gebeten unter stadtinfo@dorsten. de oder Tel. 02362-663066

F o t o : V o l k e r W i c i o k