Tisa-Preis 2020
Claudia Piepenbrock

 

139 Künstler:innen aus dem gesamten Bundesgebiet bewarben sich um den Tisa von der Schulenburg-Preis 2020. Nach intensiver Beratung entschied sich die Jury einstimmig für die in Bremen lebende Künstlerin Claudia Piepenbrock. Ihre Rauminstallationen und skulpturalen Arbeiten der Künstlerin haben Titel oder nutzen Elemente, die an (Schwer-) Industrie oder an Technik erinnern. Sie laden Menschen nicht nur zum Sehen ein, sondern auch zum Begehen, Umrunden, Sitzen oder Anfassen.

 

Sie sind skulptural schlüssig im Einsatz ihrer unterschiedlichen Materialien. Die Arbeiten brauchen den Menschen als Betrachter. Sie erschließen sich erst durch ihn und seinen Umgang mit den Objekten und dem Raum. Die Änderung seines Blickwinkels, seine Assoziationen und seine auch haptischen Erfahrungen schaffen immer neue Bilder. In einer immer unruhigeren Welt lädt diese Kunst zum Verweilen und Fokussieren ein, ob für einen kurzen Augenblick oder für eine ausgedehnte Denkpause.

 

Text: Ingrid Sommer-Brinkamp

Tisa-Preis 2020

08. Preisträgerin

 

Claudia Piepenbrock

1990   geboren in Paderborn

 

2006 – 2008 Atelier 3210, Paderborn, Christina Strunz, Theatre painting

 

2009 – 2010 Hochschule für Künste im Sozialen Ottersberg, bei Prof. Jochen Stenschke

 

2010 – 2015 Hochschule der Künste Bremen, bei Prof. Franka Hörnschemeyer & Fritz Balthaus

 

2014 Paula Modersohn-Becker Förderpreis, Worpswede

 

2014 Young Art Award, Paderborn

 

2015 DAAD – Stipendium, MFA, University of Guelph, Canada, Sandra Rechico

 

2015 Artist in Residence, fortress Studios Detroit, USA

 

2015 – 2016 – Meisterschülerin, Hochschule der Künste Bremen

 

2016 Kunstverein Award, the Studio Grant »Villa Minimo«, Young Artist Scholarship 2016, Hanover

 

2016 Karin Hollweg Preis, Bremen

 

2016 Artist in Residence, New Materiality, Banff Center, Canada

 

2020 Travel grant, the Satellite of Bremen Art 14.

 

2020 Kunstpreis, Tisa von der Schulenburg-Stiftung

 

2021 Artist in Residence, Zarya Center Vladivostok, Art Foundation

 

Golubitskaya, Garage Studios Moskau, RU

 

2022 art quarter budapest , HU

 

 

Jury 2020

 

Dr. des. Nico Anklam, Kunsthalle Recklinghausen

 

Dr. Susanne Meyer-Büser, Stiftung Kunstsammlung NRW

 

Sandra Badelt, Deutsches Bergbaumuseum Bochum

 

Antonia Low, Tisa-Preisträgerin 2014

 

Dr. Rüdiger Fenne, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Tisa-Stiftung

Neue Perspektiven für ein nachhaltiges und soziales Miteinander

 

In großzügiger künstlerischer Geste entwirft Claudia Piepenbrock für die versiegelte Oberfläche des Bergbaugeländes neue und ausgleichende Perspektiven: auf dem Gelände der ehemaligen Zeche „Fürst Leopold ist eine begehbare Installation geschaffen worden, die 40 Bäume und eine in den Boden eingelassene Stahlskulptur umfasst. Entstehen soll ein Raum für die nachhaltige Erinnerungskultur des Bergbaus, in der auch eine Verbindung zur Stadt Dorsten hergestellt wird.

 

Mit ihrer Auseinandersetzung von Raum, Wahrnehmung, Material und Natur schlägt Claudia eine historische Brücke zur Post-Minimal Art der 1970er Jahre, wie sie in den Werken von Eva Hesse, Bruce Naumann oder Agnes Denes bereits angelegt waren.

Installation „Signature: Principles of Negative Space”, 2022
 Foto: © Volker Wiciok

So wie früher die ökologischen und wirtschaftlichen Einflüsse des Bergbaus in Stadt und die ganze Region ausstrahlten, so soll die Arbeit der Künstlerin auch für die weitere Umgebung ein nachhaltig wirkender Anstoß für Erneuerung sein. Insgesamt vierzig Klimabäume sind in einen, von der Vergangenheit vielfältig gezeichneten Boden gepflanzt worden und sollen nun zu einem zukünftigen naturnahen Leben voran weisen.

 

Claudia schreibt hierzu selbst: Es bleibt ein wiederkehrender Zustand der Neuorientierung. Zwischen radial angeordneten Klimabäumen, sichtbaren Resonanzen, Notfallpumpen und Ewigkeitsaufgaben, territorialen Ausdehnungen, aufgebrochenen Grenzen, Schächten und Gräben.

 

Text: Antonia Low, Laudatorin